Vor drei Jahren hätte ich noch jeden Hersteller „gechallenged“, er solle mir doch mal die Kunden zeigen, die in Deutschland sein SaaS-Angebot nutzen. Und dass meine z.B. Kunden ihre, wie ein heiliger Gral gehütete, Microsoft-Landschaft nach draußen geben, war fast nicht vorstellbar. Das hat sich in den wenigen Jahren seither dramatisch geändert. Viele nutzen plötzlich SaaS-Angebote und praktisch jeder Konzern experimentiert mit Azure oder ist bereits migriert, von SAP ganz zu schweigen. Warum ist das so?
Commodity
Es gibt kaum etwas, was die eigene IT-Abteilung bei Commodity-IT-Services gegenüber den Cloud-Angeboten noch besser leisten kann. Die Cloud-Services sind zuverlässig, einigermaßen dynamisch abrufbar und insbesondere Microsoft macht den Umstieg auch finanziell attraktiv.
Verträge
Die Anbieter von Software waren in der Vergangenheit grauenhaft schlecht aufgestellt, wenn es um rechtliche Vereinbarungen rund um die SaaS-Services ging. Insbesondere Anbieter die zuvor ausschließlich Softwarelizenzen verkauft haben, kamen mit dem Konzept von Services schwer zurecht, insbesondere deren Vertriebspersonal. Amerikanische Anbieter haben außerdem lange gebraucht, die europäischen und insbesondere die deutschen Datenschutzanforderungen zu verstehen. Das hat sich inzwischen deutlich verbessert, auch das Angebot an lokalen Rechenzentrumskapazitäten in Europa.
Serviceerbringung
Mit Produkten ist auf den ersten Blick viel leichter Geld zu verdienen als mit Services. Der Kunde zahlt den Lizenzpreis sofort und dann ist es in seiner Verantwortung, daraus einen funktionierenden und zuverlässigen Service für seine Nutzer anzubieten. Tag für Tag Service Levels zu erfüllen, ist viel anstregender. Nun haben die Anbieter verstanden, dass Service auch Kundenbindung bringt, da es für den Kunden heutzutage sehr schwierig ist, wieder aus einem SaaS-Angebot auszusteigen.
Kosten-Nutzen
Die Kunden wiederum haben verstanden, dass on-premise nur vermeintlich kostengünstiger ist. Eine On-Premise-Software muss betrieben und upgedated werden, das kostet Geld, insbesondere für Knowhow, das man vorhalten oder einkaufen muss. Wer kauft schon eine Schreinerei, wenn er einen Schrank braucht?
Technologie
Die Anbieter haben ihre Plattformen an das Cloud-Geschäft angepasst und betreiben nun vermehrt Multi-Tenant-Architecturen, in denen sich SaaS-Dienste kostengünstiger anbieten und betreiben lassen. Jedem Kunden seine(n) eigenen virtuellen Rechner zuzuordnen entfällt. Zudem haben die Anbieter in punkto Anbindung zwischen Cloud und Kunden dazugelernt. Es muss heutzutage nicht immer eine VPN-Verbindung sein, es werden https-basierende Protokolle wie SAML oder REST verwendet, um sichere Schnittstellen bereitzustellen. Zudem bieten die Cloud-Anbieter Managementschnittstellen an, mit denen Kunden den Zustand ihrer Cloud-Ressourcen abfragen und in ihre Managementsysteme integrieren können.
Sicherheit
IT-Abteilungen haben verstanden, dass ihre eigene IT-Sicherheit nicht immer besser ist als die es Cloud-Anbieters. Im Gegenteil. Zusammen mit den verbesserten rechtlichen Vereinbarungen ist hier die Hemmschwelle für die Auslagerung von Unternehmensdaten deutlich gesunken.
Mobilität
Die Nutzer brauchen zunehmend Zugriff auf Unternehmensdaten von überall über ihre mobilen Geräten. Dazu müssten die IT-Abteilungen technische Einrichtungen einrichten und vorhalten, wie das ein Cloud-Anbieter tut. Dazu haben die IT-Abteilungen oftmals weder das Know-how noch die Kapazitäten, um dies sicher und zuverlässig zu gestalten.
Was sollte man aber dennoch beachten?
- Eine IT-Umgebung mit vielen Serviceprovidern setzt ein gutes Multi-Provider-Management voraus. Ein Konzept dafür existiert mit SIAM (Service Integration and Management)
- Mit der hohen On-Demand-Dynamik, die für die Cloud immer gepriesen wird, ist es in der Regel in den Verträgen nicht weit her, typischerweise muss sich der Kunden mittelfristig zu relativen hohen Abnahmemengen committen. Natürlich geht Zuwachs immer auch kurzfristig.
- Die Transition in die Cloud und zu einem anderen Serviceprovider (nach Vertragsende) ist nicht immer ganz einfach. Lassen Sie vom Anbieter darstellen, wie er das On- und Offboarding unterstützt.
Fällt Ihnen noch etwas ein?
Ihr Michael Santifaller