Der Begriff „Innovation“ wird heutzutage fast inflationär verwendet. Jeder und alles ist innovativ oder will es zumindest sein. Aber was bedeutet das eigentlich? Ist nur eine bahnbrechende Erfindung wie das iPhone innovativ, oder schon eine Customer Service App eines Maschinenbauunternehmens?

Wenn man sich mit einem Begriff beschäftigt, dann ist das Erste, was der digitale Mensch heutzutage macht, die Suche in Wikipedia. Wikipedia hat zum Begriff „Innovation“ folgendes notiert:

„In der Umgangssprache wird der Begriff im Sinne von neuen Ideen und Erfindungen und für deren wirtschaftliche Umsetzung verwendet. Im engeren Sinne resultieren Innovationen erst dann aus Ideen, wenn diese in neue Produkte, Dienstleistungen oder Verfahren umgesetzt werden, die tatsächlich erfolgreiche Anwendung finden und den Markt durchdringen.[1]

Wie diesem Zitat zu entnehmen ist, brauchen wir für eine Innovation also zwei Dinge: eine Idee oder Erfindung und eine erfolgreiche ökonomische Umsetzung. Die Vorgabe der „Marktdurchdringung“ setzt allerdings ziemlich hohe Hürden. Unklar bleibt, wie lange eine Idee oder Erfindung neu bleibt und ob man sie als Unternehmen selbst haben muss oder allein die erfolgreiche Anwendung fremder Ideen auch schon innovativ ist.

„In die Wirtschaftswissenschaft wurde der Begriff durch Joseph Schumpeter mit seiner Theorie der Innovationen[2] eingeführt; hier ist er als Aufstellung einer neuen Produktionsfunktion definiert. Die Innovation ist ein willentlicher und gezielter Veränderungsprozess hin zu etwas Erstmaligem, „Neuem“.[3]

Dieses Zitat von Schumpeter spiegelt das Weltbild des industriellen Zeitalters wieder, wo es in erster Linie um neue Produktionsmethoden zur Erzielung von ökonomischen Vorteilen und weniger um neue Produkte ging. Interessant ist die Abstrahierung als „willentlicher und gezielter Veränderungsprozess zu etwas Erstmaligen“. Erstmalig für wen? Die Welt oder das Unternehmen?

Der darauf folgende Text im Wikipedia-Eintrag bringt Klarheit:

„Unterschieden werden Innovationen nach ihrem Grad an „Neuheit“. Dabei betrachtet man die Kombination aus Zweck des Gegenstandes oder Produktes und die Mittel, womit dieser Zweck erreicht wird. Erreicht eine Innovation in beiden Dimensionen hohe Werte, so spricht man auch von einer radikalen, disruptiven, revolutionären oder Sprunginnovation im Unterschied zur inkrementalen Innovation. Ist eine Innovation grundlegend für ein gesamtes Technikfeld, spricht man von Basisinnovation.“ [Wikipedia: Innovation]

Und weiter geht es:

„Eine Invention (Erfindung) ist noch keine Innovation. Inventionen umfassen neue Ideen bis einschließlich Prototypenbau beziehungsweise konkreter Konzeptentwicklung in der vormarktlichen Phase. Von Innovation im ökonomischen Sinne kann erst gesprochen werden, wenn ihre Nützlichkeit erkannt und ein Produkt, Produktionsprozess oder ein Geschäftsmodell entsprechend neu eingeführt oder verändert wird.“ [Wikipedia: Innovation]

Es ist also scheinbar legitim, Innovation im Kontext des eigenen Unternehmens zu interpretieren, wenn man vorhandene Mittel (z.B. neue Technologien) für neue Produkte, Produktionsprozesse oder Geschäftsmodelle einsetzt, sofern dies eine Neuigkeit für das eigene Unternehmen darstellt. Das wäre eine gewagte Auslegung. Ein Laden, der einen Online-Shop einführt, wäre damit also für sich innovativ.

Theodor Levitt ist berühmt für seine Zitate:

„Creativity thinks up new things. Innovation does new things. The difference speaks for itself. Yet the fluent advisers to business seldom make the distinction. They tend to rate ideas more by their novelty than by their practicability.“
Theodore Levitt (1974). Marketing for business growth, p. 71

Ich denke, nur wenige Unternehmen können echte Sprunginnovationen hervorbringen. Innovationen bei den anderen bestehen heutzutage aus vielen unterschiedlichen Komponenten. Wichtig ist, dass Unternehmen ihre Alleinstellungsmerkmale im Rahmen einer Erneuerung nutzen oder erweitern. Dann ist der sicher der Begriff Innovation gerechtfertigt.

Ihre Meinung dazu würde mich interessieren.

Ihr Michael Santifaller

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